Schlagkräftiger Altlastenverein bleibt wichtig

Ein schlagkräftiger Altlastenverein bleibt auch jenen Neuschlößern wichtig, deren Grundstücke bereits saniert sind. Das wurde in der Mitgliederversammlung deutlich. Ein Anwohner hatte beantragt, der Verein möge keine Beiträge mehr erheben und von seinen Ersparnissen leben. Die Versammlung widersprach dem energisch. „Wir haben bisher einfach Glück gehabt, dass wir wenig Geld gebraucht haben“, sagte Gründungsmitglied Ralf Peter.

Der Altlastenverein hatte sich im Jahr 2000 formiert, um als juristische Person die Belange der Bürger zu vertreten. Ihm gehört ein Großteil der Haushalte auf der Altlast an: Die meisten der gut hundert Mitglieder leben auf einem der 125 bebauten Grundstücke im Sanierungsgebiet.

Vorsitzende Carola Biehal erläuterte, auf die Anwohner könne auch nach dem Bodenaustausch Ärger zukommen – etwa wenn während der Sanierung Fehler gemacht wurden, deren Folgen sich erst später zeigen. Deshalb sei es wichtig, dass der Verein in solchen Fällen auch künftig den Behörden und Planern kräftig entgegentreten könne. „Wir brauchen das Geld auf dem Konto, damit wir in der Lage bleiben, notfalls auch mal ein Fachgutachten zu bestellen oder vor Gericht zu ziehen“, ergänzte Dritter Vorsitzender Michael Bayer.

Die Mitglieder sahen das fast durchweg genauso. So wurde der Antrag im Laufe der Diskussion zurückgezogen. In einer Umfrage zum Stimmungsbild votierten – außer dem sich enthaltenden ursprünglichen Antragsteller – alle Anwesenden dafür, dass der Beitragssatz weiter so gilt wie bisher. Demnach sind fünf Euro pro Monat fällig; wer will, kann mehr bezahlen.

Dauerthema Wiederherstellung

Während der umfangreichen Bauarbeiten in der Sanierung läuft vieles ausgesprochen gut. Allerdings gibt es immer wieder auch Dinge, die nicht klappen, wie sich erneut in der Versammlung zeigte. Vor allem wenn es darum geht, nach dem Bodenaustausch die Nebengebäude, Wege und Gärten wieder herzustellen, gibt es oft Ärger. „Die Anwohner werden nicht immer informiert oder gefragt, wo es nötig wäre. Und Einwände gehen verloren“, sagte Vorsitzende Biehal.

Dazu kommen bauliche Mängel. „Da gibt es schon mal ein undichtes Garagendach oder ein neues Kellertreppengeländer, das nicht so hoch ist wie es die Baunormen vorschreiben. Und die Folie zur Kellerisolierung wurde am vielen Häusern in keinster Weise so eingebaut, wie es der Hersteller empfiehlt.“ Bis solche Dinge ausgebessert werden, sei oft ein langwieriger Kampf der Anwohner mit den Sanierern nötig.

Der Altlastenverein unterstützt seine Mitglieder darin neuerdings mit dem fachkundigen Rat eines Anwalts. Der erklärt den Anwohnern im persönlichen Gespräch ihre jeweiligen Rechte. In beispielhaften Einzelfällen kann er auch weitergehend tätig werden. Der nächste Termin ist am Mittwoch, 11. Juni, 19 Uhr.

Lösungsansätze

In Gesprächen mit dem Projektbeirat und dem Verein haben die Sanierer zudem zugesagt, vor und während der Wiederherstellung mehr mit den Grundstückseigentümern zu sprechen. Der Vorstand kündigte an, er werde sehr aufmerksam verfolgen, ob das Versprechen eingehalten wird – und ob es auch wirkt wie gewünscht.

Dass Dinge tatsächlich besser werden können, berichtete Bayer. So habe die Anwohner im zweiten Sanierungsabschnitt besonders gewurmt, dass es teilweise monatelang dauerte, bis die Baufirmen die Gärten wieder herrichteten. Dem haben die Planer nun einen Riegel vorgeschoben. Seit dem aktuellen dritten Abschnitt gelten für die Unternehmen mehrere Zwischenfristen. Das verhindert etwa, dass die erste Baustelle eines Straßenzugs so lange mit dem Rasen warten muss, bis das Grün auch für die letzte Baustelle gebraucht wird. „Das ist eine gute Lösung“, lobte Bayer.

Auch die Vertreter der Anwohner informieren verstärkt – aus Sicht der Betroffenen. Fortlaufend aktuell geschieht das im Internet unter der Adresse www.altlast-neuschloss.de. Texte beschreiben das Baugeschehen und deren Auswirkungen, die politische Debatte über die Sanierung und die Redaktionen in den Medien. Fotostrecken erlauben auch Blicke hinter die Bauzäune. Für all jene, die sich nicht ins Netz einklicken, gab es jüngst ein vierseitiges Informationsblatt.

In Sachen Sodabuckel erinnerte die Vorsitzende Biehal daran, dass es Projektbeirat und Verein gelungen sei, erfolgreich daraufhin zu drängen, dass der Dioxinwall wieder in die Sanierung der Grundstücke im Buchenweg einbezogen wird. Die Aufschüttung mit dem hochgiftigen Seveso-Gift liegt zwischen dem Bolzplatz und den nordöstlichen Buchenweg-Grundstücken.